Der XCO World Cup 2014 #3 in Nové Město na Moravě hat schöne Bilder produziert und mit einer hohen Fully-Quote unter den Top-Athleten gezeigt, dass die Cross-Country-Szene nicht so konservativ ist wie manche behaupten – zumindest wenn die Strecken anspruchsvoll sind, in Albstadt waren fast nur Hardtails zu sehen. Gar nicht so unpassend war da ein Bild auf Instagram, das zumindest meiner Kristallkugel zu Folge den nächsten Technik-Trend andeutete: Vario-Stützen.

Man kann es nicht wirklich als Leak bezeichnen, wenn ein Specialized-Mechaniker Jaroslav Kulhavys Ersatzbike ablichtet und dabei eine neue Vario-Stütze mit 27,2mm Durchmesser, anscheinend innenverlegtem Zug und offensichtlich eher wenig Hub enthüllt. Auch MTB-News hat eine Woche später in Albstadt bemerkt, was man bei Specialized testet. Ich bin gespannt, wann dieses Teil, die lange angekündigte aber immer noch nicht käuflich zu erwerbende Kindshock LEV Carbon mit 65mm Hub oder vielleicht auch mal eine Rock Shox Reverb Blackbox Carbon in den vorderen Regionen der Ergebnisliste zu sehen sein werden – ich tippe mal, spätestens 2015 ist es soweit.

Bemerkenswert wäre daran vor allem, dass sich eine Technik-Neuerung nicht aus dem Spitzensport in den Massenmarkt verbreitet, sondern umgekehrt. Was die Bike schon 2007 zur Innovation der Saison erklärte und zum Beweis die Zeitersparnis bergab protokollierte, blieb bis zur Markteinführung der Rock Shox Reverb – man möge mich korrigieren wenn ich mich irre – im Jahre 2010 doch eher ein Nischenprodukt. Der Bike-Test 2010 klang dann auch ganz anders – Sicherheit und Fahrspaß wurden nun als Argumente genannt.

Gelegentliche Sichtungen auf tretlastigen DH-Strecken wie Pietermaritzburg oder der flächendeckende Einsatz bei den mittlerweile allgegenwärtigen Enduro-Rennen können daher auch nicht verleugnen, wer für die rasante Verbreitung sorgte. Die neue Zielgruppe Freizeit- und Tourenbiker hatte weniger Imageprobleme damit, den Sattel zu versenken und heutzutage sieht man kaum noch ein hochwertiges Rad über 120mm Federweg ab Werk ohne Vario-Stütze. Selbst in der Federwegsklasse darunter besitzen viele Rahmen Zugführungen, seit etwa einem Jahr auch gerne intern, um Vario-Stützen problemlos nachrüsten zu können.

Technische Hindernisse sind also nicht mehr aus dem Weg zu räumen, um auch am XC-Hardtail oder Marathon-Fully auf Knopfdruck zu versenken, daher nimmt man sich nun des Gewichts an. Die Reduzierung des Hubs auf das Nötigste und die vorsichtige Einführung von Carbon sorgen für die gewünschte Ersparnis. Da die meisten Profis sowieso eher schwere Stützen vom OEM-Ausstatter ihres Sponsors fahren müssen, könnte das Mehrgewicht recht moderat ausfallen.

Entscheidend für den Erfolg ist jedoch meiner Meinung nach nicht, ob die kurzhubigen XC-Stützen 500 oder vielleicht 400g wiegen werden. Wichtiger ist die Tatsache, dass mit Ausnahme des Mehrgewichts nichts die Fahreigenschaften berghoch verschlechtert. Alles andere, was auf den immer anspruchsvolleren Kursen bergab schneller macht wie mehr Federweg, griffigere und stabilere Reifen oder abfahrtslastigere Geometrien, sorgt zusätzlich zum Mehrgewicht für Leistungsverlust durch Antriebseinflüsse auf die Federung, mehr Roll- und Windwiderstand oder schlechtere Ergonomie.

tl;dr

Gelobt sei, was schnell macht – deswegen wird man im Ausdauerbereich bald verstärkt kurzhubige leichte Vario-Stützen einsetzten.

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