Unter Rennfahrern erfreuen sich Schaltungen mit 2 mal 9 Gängen großer Beliebtheit. Unter Verwendung eines etwas kleineren mittleren Blattes in Verbindung mit einem möglichst großen Ritzel hinten spart man sich das kleine Blatt und viele Schaltvorgänge, so die graue Theorie.

Ausgangssituation

Neben Speziallösungen wie der 42-27-Abstufung von FRM oder der 44-30-Variante von FSA mit exotischen Lochkreisen kennt man diverse 29er Kettenblätter im 5-Arm-Kompakt-Standard. Beim von Shimano eingeführten 4-Arm-Standard vermutet man den Hintergedanken, keine andere Zusammenstellung der Kettenblätter als die werksseitig vorgesehene zuzulassen, denn eigentlich passt auf Grund des großen Lochkreisdurchmessers kein kleineres Kettenblatt als ein 32er – eigentlich.

Das Testobjekt

An dieser Stelle kommt nun das Extralite OctaRamp mit 30 Zähnen ins Spiel. Wie wird das Unmögliche realisiert? Im Kettenblatt sind die Gewinde für die Kettenblattschrauben integriert. Dazu wird das Blatt aus einer Platte gefräst, die etwa doppelt so dick ist wie das Blatt selbst. Dieser Aufwand erklärt den stolzen Preis von 49 Euro. Um Platz für die Kette zu schaffen, sind diese integrierten Gewindehülsen zu den Zähnen hin noch abgefräst. Ebenso wird in der Bedienungsanleitung darauf hingewiesen, dass man die Kettenblattaufnahme anfasen muss, damit die Kette voll auf dem Kettenblatt aufliegen kann – es geht also wirklich sehr eng zu. Das Gewicht kann sich mit 28g sehen lassen, im Vergleich zu einem 32er der XTR 970 samt Muttern spart man etwa 20g.

Praxis

Ich habe das OctaRamp an meinem Spark getestet, alle restlichen Schalt- und Antriebskomponenten enstammen der XTR 970. Als erstes fiel auf, dass es unmöglich war, den Umwerfer so zu justieren, dass sowohl 30-34 als auch 44-11 völlig schleiffrei benutzbar waren. Ich habe das vor allem auf den sehr schmalen Käfig des Umwerfers zurückgeführt und weniger auf das Kettenblatt, das rein optisch kaum weiter innen positioniert war als das Originalblatt. Das Schaltverhalten war anfangs einwandfrei. Es zeigte sich jedoch unter schmutzigen Bedingungen sehr bald, dass eine erhöhte Anfälligkeit für Kettenklemmer beim Schalten aufs 30er Blatt bestand. Diese hatten einen unschönen Nebeneffekt: Die Leitbleche des Umwerfers wurden aufgebogen und danach war Schalten auf das große Blatt fast unmöglich, zumindest musste ich die Zugspannung stark erhöhen. Auffällig war auch, dass auf ruppigen Trails die Kette gerne vom großen aufs mittlere Blatt fiel. Nach dem Zurückbiegen der Leitbleche war alles bis zum nächsten Chainsuck wieder in Ordnung.

Im letzten Rennen traten die gleichen Probleme wieder auf, kosteten mich wertvolle Sekunden und am Ende vermutlich einen Platz. Deshalb habe ich nun das Originalblatt montiert und die Abstände zwischen großem und mittlerem Blatt vermessen. Das Ergebnis hat mich von der Größenordnung doch sehr überrascht: Das OctaRamp sitzt unglaubliche 2 Millimeter weiter innen als das Original von Shimano. Dieser zusätzliche Abstand erklärt wohl auch, warum es unmöglich war, eine 10fach-Kette zu verwenden. Jedenfalls hatte ich auf der gestrigen Testfahrt mit dem Originalblatt keine der genannten Probleme, obwohl der Umwerfer trotz aller Bemühungen leider immer noch leicht verbogen ist.

Während man dem OctaRamp die 3500km kaum anmerkt, sieht man der Kurbel trotz Anfasen deutlich an, wo sich die Kette Platz geschaffen hat. Einer Kurbel mit Carbonspider würde ich das nicht zumuten wollen.

Fazit

Zwei kaputte Umwerfer, viele Sekunden und Nerven in diversen Rennen verloren: Das Extralite OctaRamp mit 30 Zähnen sitzt einfach viel zu weit vom großen Kettenblatt weg, um gleichwertig zum Original zu funktionieren. Das wird besonders unter widrigen Bedingungen deutlich. Vielleicht gibt es stabilere Umwerfer, die einen Chainsuck klaglos überstehen, wirklich empfehlen kann ich das OctaRamp 30er aber nicht. Wer 2fach will, muss also entweder mit dem 32er keulen oder zu einer anderen Lösung greifen.

Hinweis in eigener Sache

Ich habe die getesteten Produkte zu marktüblichen Preisen erstanden und aus eigener Tasche bezahlt. Ich habe weder engere Kontakte zu einem der Hersteller noch werde ich von einem der Hersteller auf irgendeine Art unterstützt oder begünstigt.

3 Kommentare zu “Test: Extralite OctaRamp 30 Zähne

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