Nachdem mein S 725 in die Jahre gekommen ist und dringend zum Service muss, habe ich eine günstige Gelegenheit genutzt und mir einen Polar CS 600 mit Power Output Sensor (Leistungsmesser) gekauft. Ich will in meinem Test nicht alle Funktionen aufzählen und beschreiben, dazu habe ich ja den Link angegeben. Vielmehr geht es mir um die Dinge, von denen man zwischen den vielen schönen englischen Begriffen nichts liest.
Lieferumfang
Neben dem Computer samt Lenkerhalterung enthält das Set einen Geschwindigkeitssensor, den kombinierten Leistungs- und Trittfrequenzsensor, einen WearLink-Brustgurt, die Software Polar ProTrainer sowie Anleitungen und Montagematerial.
Erste Schritte
Nachdem man den Computer aus dem Tiefschlaf geweckt hat, will er erstmal mit Daten gefüttert werden, was dank des Volltext-Menüs mit wählbarer Sprache kein Problem darstellt. Unter anderem lässt sich für jedes der drei Räder getrennt einstellen, welche Sensoren verwendet werden (Geschwindigkeit, Trittfrequenz, Leistung) und ob die Auto-Start/Stopp-Funktion aktiviert ist oder nicht. Ich vergesse öfters das Anhalten oder Starten der Trainingseinheit an roten Ampeln usw., deswegen habe ich diese Funktion beim S 725 immer vermisst. Noch schneller und detaillierter geht das Einstellen mit der Polar ProTrainer Software am PC, wofür man allerdings eine Infrarot-Schnittstelle zur Kommunikation mit dem CS 600 besitzen muss (nicht mitgeliefert). Hier lassen sich zum Beispiel Kilometerstände und die Zusammenstellungen der bis zu 6 Anzeigemodi einstellen – ebenfalls für jedes Rad individuell. Auch kann man sich ein eigenes Logo erstellen, das im Ruhemodus angezeigt wird.
Montage
Benutzt man nur den Computer und den Geschwindigkeitssensor, so ist die Montage schnell beendet: Der Halter des Computers kann wahlweise an Vorbau oder Lenker montiert werden und wird wie der Geschwindigkeitssensor mit Kabelbindern festgezurrt. Gummi-Unterlagen schützen Lenker und Gabel. Etwas aufwändiger gestaltet sich das Anbringen des Leistungsmessers. Neben dem Ausmessen der erforderlichen Daten (Kettenlänge, Kettengewicht, Kettenstrebenlänge) muss eine Markierung am Sensor für Kettendehnung und Trittfrequenz genau in der Mitte der Kettenstrebe sitzen und der Sensor für die Kettengeschwindigkeit muss mittels einer speziellen Schaltröllchenschraube am Schaltwerk befestigt werden. Drei dieser Schrauben für verschiedene Schaltwerke von Shimano und Campagnolo werden mitgeliefert. Am SRAM SX-5 passte keine dieser Schrauben, so dass ich erst auf ein Shimano-Schaltwerk umbauen musste. Selbst auf der dünnen Kettenstrebe meines Stahlrahmens baut der Sensor sehr hoch, wodurch auf dem mittleren Blatt mit 32 Zähnen die kleinsten Ritzel nicht gefahren werden können, weil dann die Kette am Gehäuse des Sensors schleift. Laut Beschreibung ist der Leistungsmesser aber sowieso nur für den Straßenbetrieb ausgelegt, wo man von größeren Rennrad-Kettenblättern ausgehen kann.
Training
Sehr angenehm ist, dass man mit dem Druck auf den Startknopf nicht direkt die Trainingsaufzeichnung startet, sondern erst in ein Menü gelangt, das einen Schnellzugriff auf alle wichtigen Einstellungen bietet. Hier kann man das Rad und die Trainingseinheit auswählen, die Höhe kalibrieren sowie automatische Rundenzeiten aktivieren oder die Streckenlänge für die Berechnung der voraussichtlichen Ankunftszeit eingeben. Das spart Zeit gegenüber dem einzelnen Aufrufen dieser Funktionen über das herkömmliche Menü. Ansonsten verhält sich der CS 600 im Training im positiven Sinne unauffällig. Die Sensoren arbeiten zuverlässig und reagieren vom Gefühl her schneller als beim S 725, die Leistungsmessung liefert auch auf Kopfsteinpflaster noch realistische Werte. Die Tasten haben einen wesentlich definierteren, knackigeren Druckpunkt als beim bisherigen Topmodell. Das Display ist auf ein Maß gewachsen was man vor nicht all zu langer Zeit eher bei einem Handy erwartet hätte und dank einprägsamer Symbole sieht man direkt, welche Daten man gerade gezeigt bekommt. Gegenüber dem S 725 fallen ein paar Zusatzfunktionen wie die Anzeige von zwei Werten als Graphen (auszuwählen aus Herzfrequenz, Höhe, Leistung, Geschwindigkeit), die Anzeige der Steigung/des Gefälles in Grad und Prozent, die Vorausberechnung der Ankunftszeit nach Eingabe einer Streckenlänge und die Möglichkeit einer automatischen Rundenzeitspeicherung in bestimmten Streckenintervallen auf. Desweiteren lassen sich die Zielzonen des Trainings nicht nur in Herzfrequenz-, sondern auch in Leistungs- oder Trittfrequenzwerten eingeben. Solche Wahlmöglichkeiten bietet der CS 600 bei sehr vielen Funktionen, wodurch jeder die richtige Einstellung finden sollte.
Nach dem Training
Mittels Infrarotschnittstelle werden die Daten der Trainingseinheit auf den PC übertragen. Die Software Polar ProTrainer bietet ein Trainingstagebuch mit umfangreichen Auswertungsmöglichkeiten inklusive diverser Diagramme. Zugegebenermaßen erkennt man auf dem Diagramm einer Trainingseinheit, auf dem Kurven für Herzfrequenz, Höhe, Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Leistung abgebildet sind, nicht mehr viel. Man kann allerdings einzelne Kurven der Übersichtlichkeit halber auch ausblenden. Hilfreich ist auch die Batteriestatusanzeige: Hier wird angezeigt, wie gut es um die Energieversorgung jedes gekoppelten Sensors und des Computers selbst steht.
Gewicht
Computer, Halter, Sensor, Magnet und Kabelbinder wiegen zusammen 61g. Die Gewichtsersparnis gegenüber dem S 725 beträgt damit etwa 39g. Ein optionaler Trittfrequenzsensor wiegt inklusive Befestigungsmaterial 15g. Den Leistungsmesser habe ich nicht gewogen, weil er am sowieso bleischweren Winterrad montiert ist.
Fazit
Um die Funktionsvielfalt des CS 600 in Verbindung mit dem Polar ProTrainer im Detail zu erörtern, müsste man wohl einen eigenen Blog einrichten. Diese Tatsache verbunden mit dem hohen Preis wird viele abschrecken, aber für Technikfreaks und Spielkinder wie mich, aber auch für Leistungssportler ist der CS 600 ein wohl konkurrenzloses Produkt. Er ist ein würdiger Nachfolger des S 725: Größeres Display und größerer Funktionsumfang bei geringerem Gewicht. Nur trainieren muss man immer noch selbst 😉
Nachtrag
Polar preist die W.I.N.D.-Übertragungstechnik des CS 600 mit einer Frequenz von 2,4 GHz als besonders störungssicher an. Heute konnte ich mich davon überzeugen, dass dies keineswegs nur ein Marketing-Gag ist. An einer Bahnstrecke mit Oberleitung, an der bei meinem S 725 regelmäßig Puls- und Geschwindigkeitsanzeige verrückt spielten – obwohl, 230 Puls sind gar nichtmal so viel, wenn man 110km/h fährt 😉 – rührte sich beim CS 600 nichts. Keiner der vier funkübertragenen Werte Puls, Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Leistung zeigte Abweichungen.
Auf Grund der Codierung und ist auch nicht zu erwarten, dass andere Pulsmesser in der Nähe Interferenzen verursachen. Was ich mangels Mitfahrern noch nicht testen konnte ist das Auftreten eines Phänomens, dass sich mit dem S 725 zeigte. Der funkte nämlich allen Nicht-Polar-Geräten kräftig dazwischen, so dass niemand mehr direkt neben mir fahren wollte.
Auch leise Kritik muss ich noch loswerden: Die Batterien der Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensoren lassen sich nicht tauschen. Angeblich sind aber 3.000 Fahrstunden kein Problem, da hätte ich also noch 10 Jahre dran 😀 Mal sehen, wie es in der Realität aussieht.