Im Gegensatz zu Charles reicht jahrzehntelanges Warten nicht aus, um SchlackoKing zu werden – dazu bedarf es etwas mehr Engagement. Was es überhaupt mit diesem Rennen auf sich hat und wie man es am besten bestreitet, lest ihr hier.

Worum es geht

SchlackoKing und SchlackoQueen werden im Rahmen des rideforhelpday geehrt, einer Charity-Veranstaltung von Locals für lokale Hilfsprojekte in und um Püttlingen. Um die Spenden 1:1 dem guten Zweck zuzuführen, muss das Event schlank organisiert werden. Das hat auch Auswirkungen auf den Rennmodus.

Die Insignien des Königs: Pinkbommel-Unikat, Abzeichen und Armbändchen statt Krone, Orden und Zepter

Wie es funktioniert

Einige Wochen vor der Veranstaltung wird die Strecke als GPX-Datei an die Angemeldeten verteilt. Parallel dazu gibt es ein Strava-Segment über diese Strecke und wer im Auswertungszeitraum am schnellsten war, wird König oder Königin. Damit fehlt so ziemlich alles, was man von einem Marathon sonst so kennt: Starterpaket, Fahrerlager, feste Startzeit, Massenstart, ausgeschilderte Strecke, Streckenposten, Verpflegungsstationen, Fotoservice, Finisher-Präsent, Preisgelder. Wer das braucht, um in Rennstimmung zu kommen, ist hier also falsch.

Warum es nicht so einfach ist, wie es sich anhört

Einem GPX-Track nachzufahren ist kein MTB-Orienteering, das ist schon klar. Die Strecke und damit auch das Strava-Segment zu treffen, hat aber seine Tücken. Das liegt an der Routenführung von Martin „Trailinschbeggdor“ Wolsdorfer.

Einige der Pfade sind gar nicht oder nicht im aktuellen Verlauf in die Karten eingetragen, auf die die Hersteller der gängigen Navigationsgeräte zurückgreifen. Ich kann nur berichten, wie mein Garmin Edge 830 sich in solchen Fällen verhält: Er zeichnet einerseits den genauen Track nach (Linie mit Rändern), zeigt aber gleichzeitig auch eine für ihn plausible Routenführung gemäß bekannter Wege der gespeicherten Karte (Linie ohne Ränder). Das muss man zum einen wissen, zum anderen im Eifer des Gefechts unterscheiden. Um auch aus ungenauen Daten eine plausible Strecke zu ermitteln, mag das gut gemeint sein und von anderen Anbietern ähnlich praktiziert werden, hier ist es auf jeden Fall störend.

Bei mehreren Abzweigemöglichkeiten auf Trails, die ständig die Richtung wechseln mit 90- und 180-Grad-Kehren wird es anspruchsvoll, die richtige Variante zu treffen – eine gewisse Trägheit des Geräts, seine Fahrtrichtung zu ermitteln (sei es per GPS oder Kompass), ist immer vorhanden und so genau wie man vielleicht meint sind GPS und seine Nachahmer im zivilen Bereich und ohne ortsfesten lokalen Sender wie D-GPS gar nicht.

Egal, ob man als Ortskundiger Trails vielleicht in anderer Richtung oder Kombination gewohnt ist oder als Gebietsfremder nach ein paar Kurven alles gleich aussieht, ist es eigentlich unumgänglich, sich die Strecke zuerst in halbwegs langsamer Fahrt einigermaßen einzuprägen. Im All-out-Renntempo überhaupt konzentriert zu bleiben ist schon schwierig, aber auf den Trails auch noch aufs Navi schauen zu müssen eher unmöglich. Am letzten Wertungstag zum ersten Mal mit Vollgas auf die Strecke zu gehen ist beneidenswert optimistisch, aber nicht unbedingt von Erfolg gekrönt.

Was es sonst noch zu beachten gibt

Es wird berichtet, dass selbst gestandenen Mehrfachteilnehmern Anfängerfehler wie Urlaubsreisen in der letzten Wertungswoche passieren. Das sollte man natürlich tunlichst vermeiden. Aber auch die Details können den Unterschied machen: An welchem Wochentag und zu welcher Uhrzeit fährt man? Am Wochenende sind zwar tendenziell die Straßenquerungen unstressiger, da weniger Verkehr, dafür ist im Wald mehr los und überfahrene Fußgänger führen glaube ich zu Strafminuten, da muss ich nochmal das Regelwerk wälzen.

Wie der Name vermuten lässt, gilt es auch mindestens eine Bergehalde zu erklimmen, dieses Jahr Ensdorf – ja, die mit dem Saarpolygon. Nach einigen Stunden Sonnenbestrahlung wird so eine Halde charmant warm und strahlt die Hitze ab wie ein Steinofen. Dafür sind bei 40°C aber möglicherweise nicht so viele Wanderer auf dem Weg zum Gipfel – das muss man alles gegeneinander abwägen.

Dieses Jahr schienen die meisten alleine unterwegs gewesen zu sein, ich bin mit zwei Begleitern gefahren. Wenn ich auch eine recht lange Wettkampfpause eingelegt hatte, weiß ich doch noch immer, dass mitunter der Kopf genauso wichtig ist wie die Beine. Ich wäre ohne die zusätzliche Motivation sicher ein paar Minuten langsamer gewesen. Auf der anderen Seite wären meine Mitfahrer schon am ersten Trail bergauf falsch abgebogen – dabei sind wir den Anfang der Strecke zum Warmfahren ein paar Minuten vorher schon mal gefahren. Obwohl sie mir am Anstieg zum Polygon eine bzw. zwei Minuten abgenommen haben, bin ich mir recht sicher, dass sie alleine das Segment im ersten Anlauf auch nicht getroffen hätten.

Während ja im Leistungssport das Ziel der „Marginal Gains“ ausgerufen wurde, findet man im Hobby-Bereich auch mal größere Stellschrauben. Nach fast oder über einem Jahrzehnt ohne Rennen (je nachdem, was man als Rennen deklariert), hatte bei mir bezüglich der Ausrüstung ein gewisser Schlendrian Einzug gehalten. Deswegen habe ich vor dem vierten Versuch mit meinen beiden Tempomachern mal mein Gepäck entschlackt. Das Einbetten von Instagram funktioniert tatsächlich nicht mehr, daher hier der Link. Fast 7 kg habe ich durch eine angepasste Flüssigkeitsmenge und die Reduzierung von Ersatzteilen und Werkzeug auf das Nötigste gespart.

Was ich mir für das nächste Jahr vorgenommen habe

Nachdem nun alle meine Geheimtipps gelesen haben, wird es wohl schwierig, den Titel zu verteidigen. Die Strecke wird neu sein, deswegen ist es nebulös zu definieren „schneller als dieses Jahr sein“, aber genau das habe ich mal vor. Bei mir selbst gibt es noch Gewichtsparpotenzial, am Rad findet sich vielleicht auch noch ein bisschen. Außerdem entfällt vielleicht der Camelbak ganz, da ich schon beim Aufbau meiner beiden Epic EVOs die Verstauung von Werkzeug am Bike ins Auge gefasst hatte. Ich bin nur bisher noch nicht zur Umsetzung gekommen, da das eher so ein Bastelprojekt für den Winter ist. Den größten Einfluss dürfte aber haben, dass ich in einem deutlich besseren Zustand in die Saison 2023 starte als ich das dieses Jahr getan habe und ich hoffentlich bis zum nächsten SchlackoKing auch mehr Kilometer und Höhenmeter in den Beinen haben werde als 2022. Und wer weiß, vielleicht werden da ja auch ein paar Rennkilometer darunter sein …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Bitte lass diese beiden Felder wie sie sind: