„Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“
Antoine de Saint-Exupéry, Terres des Hommes (Wind, Sand und Sterne)
Beim Aufbau des Extralite bin ich beim Stöbern nach leichten Teilen im Internet auf dieses Zitat gestoßen und habe es sofort übernommen. Mittlerweile ist es für mich schon mehr Lebens- als nur Leichtbau-Philosophie. Aber auch nur auf den Leichtbau bezogen sagt dieser Satz alles aus, was ich dem Leichtbau-Interessierten mit auf den Weg geben will, bevor er sich in den Kampf gegen das letzte Gramm stürzt: Lass alles weg, was Du nicht unbedingt brauchst, um Spaß am Biken zu haben!

Nach einer Phase von drei Jahren, in denen ich enorm viel Geld vernichtet habe, um jedes Gramm aus meinem Bike herauszukitzeln, habe ich dem extremen Leichtbau abgeschworen. Ich bin viele faule Kompromisse eingegangen, wenn man bedenkt dass ich mein Bike trotz Rekordgewicht immer noch schonungslos im Renneinsatz bewegt habe. Weder Reifen noch Fahrwerk waren konkurrenzfähig bergab, berghoch störten die Schaltung, die sich nur mit Samthandschuhen bedienen ließ, und die starke Verwindung des Antriebs und der Laufräder.

Letzlich habe ich mich wieder darauf besonnen, dass ich eigentlich nur fürs Rennenfahren ein leichtes Rad wollte, eben nicht nur um ein leichtes Rad zu haben. Deswegen habe ich als Rennfahrer meine Prioritäten nun wieder anders gesetzt: Ich verzichte nur solange auf Mehrgewicht, wie ich gleichwertige oder bessere Funktion dafür bekomme. Vollwertige Stollenreifen mit breitem Einsatzspektrum lassen sich von wechselndem Untergrund oder Wetter auf einem Marathon nicht beeindrucken, ein schluckfreudiges Fahrwerk und zuverlässige Bremsen sparen bergab wertvolle Sekunden. Eine präzise Schaltung erlaubt es, auch in hektischen Rennsituationen und wechselhaftem Terrain stets die richtige Übersetzung zu treten. Auch die Empfindlichkeit der Teile daf nich zu groß sein: Nach einem Sturz, den ich selbst unbeschadet überstehe, muss auch mein Rad noch einwandfrei funktionieren. Daneben bin ich aus finanziellen Gründen auch gezwungen, dauerhaft haltbare Teile zu verbauen, weil ich mir nicht jedes Jahr ein neues Bike leisten kann und möchte. Ich werde auch auf eigene Basteleien verzichten, dies aber vor allem, um die Zeit zum Trainieren zu nutzen.

Leichtbau macht schnell süchtig, und den Absprung zu schaffen wird umso schwerer, je leichter das Bike ist. Ich will niemandem den Spaß am Leichtbau verderben, aber ich rate Euch, nicht zu viele Kompromisse bezüglich der Funktion und Haltbarkeit einzugehen. So blöd es klingen mag: Das leichteste Rad nutzt leider nichts, wenn es nicht bis ins Ziel kommt.

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