Auch die Vorstellung des Tallboy Nr. 2 ist quasi posthum, denn mittlerweile steht es komplett umgebaut zum Verkauf. Nach fast vier Jahren hat es die undankbare Rolle, die meisten Kilometer abzuspulen und nur das ungeliebte Zweitrad zu sein, hinter sich.

Diesmal gibt es leider nicht viel zu sehen. Auf Instagram habe ich noch das ein oder andere Bild, das ich mal auf Tour geknipst habe. Ein Bild an der Waage (meine Hängewaage zeigt immer etwas weniger an als die Teileliste summiert) oder Detailbilder abseits von denen der Einzelteile auf der Waage habe ich nicht. Für diesen Text habe ich im Gegensatz zu den einzeln beschriebenen Updates am Stumpi in jedem Abschnitt auch Veränderungen beschrieben. Keine Ahnung, was sich besser liest. Es steht zum Glück ja nur noch das Tallboy Nr. 1 an alten Rädern aus und da musste ich eh weiter ausholen, das werden mehrere Artikel.

Das wichtigste zuerst

Teileliste
OneDrive-Ordner mit allen Bildern

Letzte Fahrt, letzte Wäsche

Geschichte

Natürlich wollte ich von Anfang an ein Zweitrad zum Tallboy bauen, weil ich von Herbst bis Frühjahr und nach Regentagen im Sommer nicht das gute Rad unnötig einsauen will. Die Gelegenheit auf einen günstigen Rahmen einerseits und den dringenden Bedarf andererseits hatte ich aber wie es der Zufall will erst 2018, nachdem das Tallboy Nr. 1 zum ersten Mal rollte und gleich wieder mit Kinderkrankheiten nervte.

Zielsetzung

Wie für jedes Zweitrad war auch hier das Ziel, eine günstigere, schwerere und unempfindlichere Version des ersten Bikes zu bauen, also ein unglamouröses Arbeitstier. Die Resteverwertung war natürlich ein großes Thema, außerdem sollten die Laufräder idealerweise kompatibel zum Tallboy Nr. 1 bleiben. Zielgewicht waren 11kg, also rund 1kg mehr als das Vorbild, was ich aber nur in der ersten Version ohne Vario-Stütze haarscharf geschafft habe.

Rahmen & Fahrwerk

Der Rahmen fiel mir im Bikemarkt ins Auge: Ein 2016er Santa Cruz Tallboy 2 CC Carbon in rot, der aus dem Ausverkauf von bike-components stammte (günstig!) und vom Erstbesitzer zwar aufgebaut, aber sichtbar nicht gefahren und dann ohne Dämpfer (noch günstiger!) verkauft wurde. Den musste ich haben. Ich glaube, hätte es diese Farbgebung 2014 gegeben, ich hätte mir die Lack-Action am Erst-Tallboy gespart. Den grünen Alu-Rahmen von 2014 fand ich auch geil, der war aber nirgends zu finden und neu wäre er auch im Sale nicht günstiger geworden als der rote CC Carbon.

Die Gabel musste natürlich auch eine Lefty Hybrid werden, aber es wurde aus Zweitradgründen eine PBR aus Alu.

Beim Dämpfer war ich bewusst sparsam und habe „nur“ einen Monarch R montiert, weil ich ja noch gar nicht wusste, ob das alles so passt. Durch den niedrigeren IFP-Druck im Vergleich zu den Monarchs mit Lockout hatte ich nicht das Bedürfnis, auf DebonAir umzubauen, um weniger Progression zu haben und die Dämpfung stellte sich auch als erfreulich gut passend heraus.

Erste große Ausfahrt

Lenkzone

Der Steuersatz unten war ein einfacher Dartmoor Flash ZS49/30, der das Hauptkriterium „wenig Bauhöhe“ erfüllte. Oben wurde es der CaneCreek SlamSet als recht neue sehr flache Option, bis ich ihn kurz vor Außerdienststellung im September 2021 mit dem Reset Flatstack A/44 vom guten Tallboy getauscht habe, zu den Gründen dann aber bei dessen Vorstellung mehr.

Vorbau (Syntace FlatForce 88mm), Lenker (bikeahead composites THE bar 750mm 13°) und Schaftrohr (MCFK Carbon 1 1/8″) waren identisch zum Erstrad, damit die Sitzposition gleich ist. Die Griffe waren die im Fundus omnipräsenten Cannondale Team SL, bis ich ebenfalls im September 2021 beim Herumprobieren mit verschiedenen Dingen mal SQlab 711 R in Größe S montiert habe.

Sitzzone

Die SantaCruz-Sattelklemme war gut genug, die falsch gekaufte KCNC Ti Pro Lite AL75 vom Straßenrad und einer der Speedneedles, die sich anscheinend in meinem Keller vermehrt haben, ergaben den Sitzbereich, bis ich im Mai 2019 auf die billigste zu findende Vario-Stütze (die bis heute problemlos funktioniert) gewechselt bin. Im Juli 2021 war es dann auch das Tallboy Nr. 2, an dem ich zum ersten Mal einen SQlab-Sattel gefahren bin, einen 612 Ergowave R Carbon in 12cm Breite. Ich bin Marke und Modell danach übrigens treu geblieben, aber doch noch auf 13cm gewechselt.

Antrieb

Kein Rad ohne die schwarze XTR-Kurbel, so scheint es. An Station vier von bisher sechs war sie kurz mit 9fach-Teilen kombiniert, wegen der Gabelproblematik am Stumpi erfolgte schon im November 2018 die Umrüstung auf 10fach. XTR-Pedale und Rotor-Kettenblätter blieben die gewohnte Konstante.

Schaltung

Die letzten Reste des Spark machten den Anfang, mit dem Antrieb wurden diese 9fach-XT-Teile im November 2018 gegen 10fach-XT-Schalthebel und ein XTR-Schaltwerk getauscht. Schön an diesem Tausch war auch, die Schalthebel an die Bremshebel montieren zu können – erst direkt, nach dem Bremsentausch dann mit Adaptern von Problem Solvers.

Bremsen

Weil das Tallboy und die Lefty IS2000 hatten, habe ich neben der am Ende verbauten Bremse vorsorglich noch zwei XTR BR-M975 IS2000 Langarm bevorratet, die ich für das Zweitrad mit XT-Hebeln komplettiert habe. Im Mai 2019 bin ich körpergewichtsgerecht auf SRAM Guide Ultimate Vierkolbenbremsen umgestiegen, die ich ebenfalls als Backup für das Tallboy Nr. 1 gekauft hatte.

Laufräder

Das ist wohl der einzige Block, der nur aus Neuteilen bestand. Bei den Naben blieb es bei der Kombi Extralite/DT Swiss, hier wie am Stumpi in der Variante mit klassischen J-Bend-Speichen. Die kamen aus Kostengründen von CN Spokes und wurden mit Sapim Polyax in notubes Crest MK3 eingespeicht.

Die günstigen Speichen waren auch der Grund, diesen Laufradsatz nach dem Gabeltausch am Stumpi auf Steckachse umzuspeichen. Ab November 2018 waren dessen Laufräder im Tallboy Nr. 2, also ebenfalls HyperJL und 240s, nur diesmal mit Sapim Superspoke J-Bend, DT Squorx und den 77 Composites Carbonfelgen.

Reifentechnisch wechselte es von Conti XKing + RaceKing tubeless zu XKing mit Schlauch über Winter mit dem neuen Laufradsatz und zurück zur vorigen Kombi im Mai 2019, jeweils Protection Silverline 2,2″ breit.

Farbgestaltung

Ich habe nur den blau bedruckten Knopf an der Garmin-Edge-Fernbedienung mit Plastdip geschwärzt, wie an allen anderen Rädern auch. Eloxalrot an Gabel und Vorderradnabe durften bleiben. Alles andere hat ab Werk gepasst oder war vorher schon lackiert (Sattel) oder eloxiert (Kurbel).

Probleme & Lösungen

Entweder war es Pech oder die Hinterbremse hatte minimalen Ölverlust, aber nach etwas Standzeit hat sie immer gequietscht, ohne richtig zu beißen und ich musste sie heiß bremsen, damit es verschwindet. Darauf hatte ich irgendwann keine Lust mehr und habe sie im Mai 2019 getauscht.

Die Gabel hat irgendwann das typische Problem des Wegsackens wegen einer gebrochenen Feder in der SoloAir gezeigt. Deswegen gab es ja auch einen Rückruf. Ich habe dann auf eigene Kosten im August 2020 auf 2Spring umgebaut.

Wie es fährt

Das Rad fuhr sich echt gut, das Fahrwerk dürfte der Nachfolger nicht so ohne weiteres toppen. Der steile Lenkwinkel war für meinen Einstieg in die 29er-Welt ok, die Laufruhe meiner Räder hinkte dem Mainstream tendenziell eh immer etwas hinterher. Ansonsten funktionierte im Großen und Ganzen alles ordentlich und ohne größere Ausfälle. Das große Aber blieb nur die Tatsache, dass es eben eine leichtere, edlere, elegantere und abgefahrenere Variante gab, die mich zum einen zu viele Nerven gekostet hat und die ich leider deutlich weniger gefahren bin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Bitte lass diese beiden Felder wie sie sind: