Was lange währt, wird endlich gut – der Aufbau meines Santa Cruz Tallboy 2 CC Nr. 1 war 2021 nach mittlerweile 7 bis 9 Jahren je nach Zeitrechnung abgeschlossen. Trotzdem hat es bis zur Vorstellung noch ein Jahr länger gedauert. Dieser Artikel ist schon über sechs Jahre in der Mache, denn während das Gesamtkonzept die ganze Zeit Bestand hatte, haben sich natürlich einige Teile – mitunter auch mehrfach – geändert.

Im Beitrag „Die unendliche Geschichte – warum hat das so lange gedauert?“ habe ich näher beleuchtet, wie man es schafft neun Jahre lang ein Rad aufzubauen, hier geht es eher um eine reine Auflistung der Teile.

Es sammelte sich ein ganz ordentliches Depot an Teilen, die zunächst für das Tallboy Nr. 1 gekauft und am Ende für nicht leicht, schön, gut genug oder sonst wie ungeeignet befunden wurden. Natürlich wird nichts verkommen gelassen – es ergaben sich in den Jahren einige Gelegenheiten, übrig gebliebenes angemessen unterzubringen, über manche Teile hat sich ein neuer Besitzer gefreut.

Legende

Gästerad und Tallboy Nr. 2 waren noch nicht mal virtuell existent als ich angefangen habe diesen Text zu schreiben, deswegen ist das jetzt ein bisschen unübersichtlich mit den vielen Sternchen. Ich war aber zu faul, alles noch mal anzupassen. Außerdem haben das Tallboy Nr. 2 und das Stumpi einen neuen Besitzer bzw. eine neue Fahrerin und sind nicht mehr so aufgebaut wie ursprünglich, die Teile finden sich teilweise am neuen Straßen- und Zweitrad wieder. Das hier nachzuhalten, funktioniert nun wirklich nicht mehr.

Damit dieser Beitrag nicht weitere Jahre meiner Jugend vergeudet, habe ich anders als zunächst geplant keine Bilder der einzelnen Teile hier eingefügt, mit Ausnahme meines persönlichen Highlights. Bei den jeweiligen Bikes findet ihr meine OneDrive-Ordner mit allen Bildern. Falls da etwas fehlt oder ich es vielleicht umsortiert habe, fragt mich einfach.

Rahmen und Fahrwerk

Rock Shox Dämpferbuchsen****

Während manche Hersteller es schaffen, einen Dämpfer, zwei große Flaschen und genügend Überstandshöhe in einem Rahmen dieser Größe unterzubringen, ging Santa Cruz eher verschwenderisch mit dem Platz im Rahmendreieck um und so musste ich etwas improvisieren, um zu perfektionieren. Da war für die herkömmlichen Dämpferbuchsen keine Verwendung mehr. Ausgegraben habe ich sie wieder für Tallboy Nr. 2.

Leonardi Lefty-Fender

Der Leonardi-Fender fiel dem wahrscheinlichsten Grund bei einem Immer-noch-irgendwie-Leichtbauer zum Opfer: Er war zu schwer, mehr nicht.

Lenkzone

AX Lightness Hera 660mm 8°**

Der Lenker hatte eher 6° als die angegebenen 8°, was mir nach Jahren mit 10° zu gerade war. Nach zwischenzeitlicher Lenkerbreitenanpassung am Spark von 620mm auf 660mm erschien mir auch die Breite zu schmächtig.

Syntace Vector Carbon Low10 680mm 8°*

Der erste Syntace hatte es immerhin bis zum Probeaufbau geschafft. Da stellte sich raus, dass der 12°-Bruder die bessere Wahl wäre, weil mit weniger Kröpfung das Cockpit einen Zentimeter zu lang war und meinen Händen mehr Kröpfung bei dieser Lenkerbreite besser passt.

Syntace Vector Carbon Low10 680mm 12°*

Der zweite Syntace war virtuell in der Excel-Liste lange montiert, wurde aber kurz vor Schluss doch noch aus Gewichtsgründen abgesägt – also sprichwörtlich, nicht tatsächlich.

Bike-Ahead Composites The Bar 10°***

Da ich von den Vector weiß, dass die Kröpfung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Länge hat, habe ich den Bike-Ahead gleich in 10° und 13° geordert. Bei Bike-Ahead beginnt die Kröpfung weiter außen als bei Syntace, sodass 13° besser passte.

Extralite UltraTop 44HD ZS44/28.6*

Cane Creek 110 ZS49/30*

Der Steuersatz ist ein heikles Thema gewesen. Die Höhe war das entscheidende Kriterium und leider stimmte beim Vorbau die auf der Syntace-Webseite angegebene Bauhöhe nur für die kürzeren Längen des Flatforce, weshalb diese beiden Steuersatzteile nicht am Rad verbleiben konnten.

Reset Flatstack44 ZS44/30*

Dieses Unterteil dagegen war schlicht zu schwer und sorgte mit der möglicherweise von außen sichtbaren grünen Dichtung, die nicht so ohne weiteres ersetzbar war, für zu viele schlaflose Nächte.

Extralite HyperGrips***

Die Gefahr an einer Excel-Tabelle mit Gewichten ist, dass manchmal der Leichtbauer mit einem durchgeht. Ja, es wären schon einige Gramm Ersparnis gewesen, aber schon am Juliana musste ich mit Haarspray nachhelfen, dass sich die HyperGrips nicht verdrehen und wer weiß, wie lange das bei nassem Wetter halten würde. Die Zeiten, in denen ich „Sub-Irgendwas“ hinterhergejagt bin, sind glücklicherweise vorbei. Am Stumpi machten sie auf der Straße aber eine ganz gute Figur und sind mitsamt Lenker und Vorbau ans neue Straßenrad umgezogen.

Cannondale Team****

Die Cannondale-Schraubgriffe bin ich lange gefahren und gefühlt habe ich bei jeder Bestellung bei r2-bike ein Paar mitbestellt. Deswegen habe ich noch welche auf Reserve für den Fall der Fälle, auch wenn ich ein Paar am Tallboy Nr. 2 verbaut hatte.

KCNC Lock-on*

Diese Griffe dürften die leichtesten Schraubgriffe sein, aber sie sind einfach zu kurz. Ich habe keine besonders großen Hände und dennoch passen diese nur in genau einer Position auf die Griffe. Ein bisschen mehr Spielraum darf es gerade auf langen Strecke schon sein.

Sitzzone

Tune Würger Skyline**

Im Falle der Sattelklemme war allein das Aussehen für den Austausch verantwortlich. Eine geschlossene Klemme schien mir wesentlich besser zum Rahmen-Stützen-Übergang zu passen.

AX Lightness Phoenix***

Diesen Sattel hatte ich damals auf dem Extralite und ich hatte echt gut darauf gesessen – bis er anfing zu reißen und ich kurz danach das Extralite und meine Extremleichtbauambitionen an den Nagel hängte. Ich dachte, ich riskiere es auf dem Tallboy trotz fehlender MTB-Freigabe, weil er dank Vario-Stütze eh aus dem Weg ist, wenn es ruppig wird. Er ist aber zu glatt an den Seiten. Solange man darauf sitzt, geht es, daher ab ans Straßenrad.

Laufräder

Syntace HiTorque MX Hinterradnabe*

Nach meinen Aufzeichnungen war diese Nabe Mitte Januar 2013 das erste Teil, das ich für das neue Rad gekauft hatte. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich mich zu dem Zeitpunkt bereits für den Tallboy-Rahmen entschieden hatte – ich glaube, da war noch das Rocky Mountain Element RSL in der engeren Wahl. Aber 142mm Einbaubreite hätte ja damals jeder der infrage kommenden Rahmen gehabt. Zum Zeitpunkt des Kaufs gab es die Nabe nur in kompletten Laufradsätzen, was sie für mich zugegebenermaßen deutlich interessanter machte.

DT Swiss 240S Hinterradnabe*

Am Ende bin ich wieder bei DT Swiss gelandet, zumal die zunächst Trek-exklusiven Zahnscheiben mit 54 Zähnen einen technischen Vorteil gegenüber den mittlerweile überall einzeln erhältlichen Syntace-Naben boten. Eingespeicht war sie schon, allerdings war die 240s irgendwie nur eine Notlösung, weil die 32Loch-Variante nur mit klassischen Flanschen erhältlich war und damit nicht zur Vorderradnabe passte.

Roval LFM03 Straight Pull Hinterradnabe***

Für diese Hinterradnabe habe ich einen Laufradsatz gekauft, die Nabe ausgespeicht, neue J-Speichen gekauft, mit der 240s von oben wieder neu eingespeicht und verkauft. Lustige Geschichte am Rande: Weil ich den Laufradsatz lokal und bar verkaufte, bin ich mit dem Rad 100km zum nächsten Wüstenrot-Automaten mit Einzahlfunktion gefahren, um das Bargeld wieder loszuwerden. Musste wegen Umstieg auf andere Felgen und 28 Loch weichen.

Sapim CX-Super*/***

Zuerst musste ich die vorderen Speichen wegen einer falschen Längenempfehlung von Extralite aussortieren, dann ergriff ich nach dem Probeaufbau mit der 240s die Gelegenheit zur Roval. Damit wurden die zu langen vorderen linken zu hinteren linken Speichen, die vorderen rechten bekam ich an den Mann und die Hälfte der J-Speichen vom Hinterrad-Versuch mit der 240s konnte ich am Vorderrad vom Stumpi verwursten. Damit ich die restlichen 16 J-Speichen nicht zum Anlass nehme, ein weiteres Bike aufzubauen, habe ich für das Stumpi noch ein einzelnes Hinterrad fürs Rollentraining damit eingespeicht.

77 Composites Climber 29C Felgen***/****

Die Felgen waren leider deutlich schwerer als angegeben und dadurch uninteressant für ihre geringe Breite. Zurückgeben wäre ohne größere Diskussionen nicht möglich gewesen und kaufen wollte sie keiner zum Preis, den ich bezahlt hatte, aber es fand sich ja eine gute Lösung in Form des Laufradsatzes zunächst des Stumpjumper und mittlerweile Tallboy Nr. 2.

AX Lightness SRT CC 29 Clincher Felgen***

Ich hatte einen Platten am Vorderrad, aufgeschlitzte Flanke durch Schotter, und der Reifen ploppte ohne Luft direkt zurück ins Felgenbett. Flicken unterwegs ohne CO₂-Kartusche unmöglich – für sowas habe ich keinen Nerv mehr, weg damit. Die Laufräder wanderten übers Stumpi zum Zweit-Epic und sind dort mit Schläuchen montiert.

Antrieb

Cannondale Hollowgram 132mm BSA-Welle*

Cannondale Hollowgram Spider 2fach*

Zipp BSA30 Ceramic*

Bei diesen drei Teilen hing die Abwahl zusammen. Der Q-Faktor war zu breit, daher musste eine kürzere Welle her. Dafür waren aber die Lagerschalen zu breit und mit dem Spider stimmte die Kettenlinie nicht mehr. Irgendwo musste ich aber mal starten, um überhaupt die Machbarkeit meiner Pläne zu testen, insofern war das nicht so wild.

SRAM X0 DH Kurbelarme*

Diese Kurbel habe ich nur zur Entnahme der Welle gebraucht gekauft und die einzelnen Arme direkt weiterveräußert.

SRAM X0 DH Welle***

Es war zu knapp und ich habe eine geringfügig breitere, nur für kurze Zeit erhältliche Cannondale-Welle genommen. Seit dem Frühjahrsupdate 2018 dreht sie sich am Stumpi.

SRAM PC-1091R Kette***

Da war mir am Ende doch das 11fach-Pendant aus Japan lieber, aber das Stumpi brauchte ja auch noch ’ne Kette.

Look S-Track Carbon Ti*

Eigentlich eine brauchbare leichte XTR-Alternative, sollte man meinen. Allerdings bauen die Look-Pedale deutlich dicker und das widerspricht dem ergonomischen Ziel, möglichst wenig Abstand zwischen Fußsohle und Pedalachse zu haben.

Bremsen

Avid XX Bremshebel*

Die Avid XX hatte nie den besten Ruf in Sachen Wartungsarmut und wurde während der gedehnten Erbauungszeit durch einen Nachfolger abgelöst – sowohl vom Hersteller als auch von mir.

Kettle Cycles SiCCC*

Über Kickstarter war ich an die Kettle Bremsscheiben gelangt. Leicht waren sie, die ersten Erfahrungsberichte waren aber eher ernüchternd. Ich schickte sie ungefahren zur kostenfreien Nachbehandlung beim Hersteller, bekam anscheinend zwei neue Scheiben und verkaufte sie kurze Zeit später mangels Laufrad mit 6Loch-Aufnahme immer noch ungefahren an einen Todesmutigen, der sie tatsächlich testen wollte. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört…

Avid HS1****

Shimano SM-RT86*****

SRAM Centerline X***

Danach war mir nicht mehr nach Experimenten an den Bremsen und ich habe mir erst die Originalscheiben, in einem Anfall von Sicherheitswahn die XT, aus Leichtbaugründen die Trickstuff Dächle UL und als gesunde Mischung die inzwischen der HS1 gefolgten Centerline in der zweiteiligen „X“-Version zugelegt. Nachdem die Centerline X von der Geräuschkulisse kaum besser war als die Dächle UL, gebe ich diesen noch eine Chance.

Zubehör und Kleinteile

Lizard Skins Kettenstrebenschutz

Schnell verworfen wurde der Lizard Skins Kettenstrebenschutz 29r – er war einfach zu klein um die Strebe zu umschlingen.

AX Nasdorowje Flaschenhalter*

Der Flaschenhalter von AX war irgendwie nicht so richtig geil und auch nicht so leicht. Zudem waren TipTop-Flicken mit der orangenen Rückseite sichtbar aufgeklebt als Rutschsicherung der Flasche, die hätte ich ja irgendwie tauschen oder entfärben müssen.

Polar V800*

Garmin Edge 810*

Garmin Edge 520*

Garmin Edge 820*

Wie du in einem gewohnt länglichen bilderarmen Beitrag nachlesen kannst, wurden diese vier Geräte abgelöst. In dem Fall war die lange Bauzeit förderlich, denn mir war nicht ganz klar, wie ich das Rot am Polar oder die weiße untere Schale am 520 hätte beseitigen sollen. Mittlerweile ist dieser Text so lange in der Mache, dass der Akku des 820 am Ende schlappgemacht hat.

Fazit

Den Sieg in der Bäumchen-wechsel-dich-Wertung teilen sich Lenker, Bremsscheiben und Fahrradcomputer knapp vor den Griffen und Hinterradnaben. Ich werde sicher nicht noch einmal ein Rad so lange aufbauen, von daher gehe ich fest davon aus, dass dieser Beitrag der einzige seiner Art bleibt.

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